Die Messung, Analyse und Behandlung der individuellen Hirnwellen aus unterschiedlichen Gehirnarealen eins Patienten stellt die fundamentale Basis des Neurofeedbacks dar. Hier erklären wir in kurzen Auszügen die unterschiedlichen Hirnwellen und einige typische Auswirkungen.
delta 1-4 Hertz
Amplitude 5-250 MikroVolt
Delta wird im tiefen, traumlosen Schlaf produziert ist aber auch im Wachzustand z.B. in Trancezuständen oder sehr tiefer Enspannung vorhanden. Der Mensch ist in diesem Zustand eher lethargisch, nicht aufmerksam. Bei Kleinkinder im Alter ab 6 Monaten ist sie die dominante Wellenform.
Delta ist wichtig bei Enspannung, dennoch sollte man nicht zuviel delta im Wachzustand haben, vor allem im Frontalhirn kann es Denkprozesse stark verlangsamen und die Konzentration hemmen. Bei ADS kann dies eine von verschiedenen Ursachen sein (Subtyp). Auch bei Gehirnverletzungen (z.B. nach Schädelhirntraumen oder Schlaganfall) kann um die verletzte Stelle häufig vermehrt delta gemessen werden. Dies hat womöglich mit Reperaturprozessen des Gehirns zu tun.
Ein zu wenig an delta kann als mangelnde Entspannungsfähigkeit, bzw bei Dysstress als angespannter Erschöpfungszustand wahrgenommen werden und kann bei Burnout eine Rolle spielen.
theta 4-8 Hertz
Amplitude: bei Kindern 50 MikroVolt, bei Erwachsenen 10 MikroVolt
Theta enspricht einem abwesenden und auch müden Zustand des Gehirns. Es wird beim Übergang vom wachen in oberflächliches schlafen produziert. Aber auch im Wachzustand ist theta zu messen und wird assoziiert mit Gedächtnis-Konsolidierung, Problemlösung, Intuition aber auch mit Kreativität, und Fähigkeit zum bildhaftem Denken. Zuviel von theta im Wachzustand kann mit verkürzter Konzentrationsfähigkeit oder mit „brainfog“ (vernebeltes Gehirn), Filterproblematik und Verarbeitungsproblemen, zu langsamen Reaktionszeiten, Depressionen und Ängstlichkeit, traumatische Bilder nach PTBS (flashbacks) in Verbindung gebracht werden. Auch bei ADS/ADHS kann dies eine von verschiedenen Ursachen sein (Subtyp).
alpha 8-12 Hertz
Amplitude Kleinkind 20 MikroVolt, Kind 50 Mikrovolt, Erwachsener 10-50 Mikrovolt
Alpha entspricht einem entspannten, achtsamen Wachzustand, ohne kognitive Anstrengung. Beim Meditieren mit geschlossenen Augen kann durch Atemübungen und Kontrolle der eigenen Gedanken die Alphaaktivität gefördert werden. Im EEG sind alpha Wellen bei geschlossenen Augen des Patienten gut sichtbar, sollten aber bei geöffneten Augen blockiert werden (Berger Effekt) und keineswegs eine dominate Welle im Wachzustand sein. Der Mensch braucht alpha um Gerlerntes verabeiten zu können und wird mit dem default mode network (DMN) in Verbindung gebracht. Im hinteren Teil des Gehirns ist ein hoher Anteil von alpha wichtig und wird bei einem Mangel in diesem Bereich mit Lernstörungen, Schlafstörungen in Verbindung gebracht.
Ein zuviel an alpha im Wachzustand im Frontalhirn kann mit Tagträumen zu tun haben und mit ADS (Subtyp). Auch bei Depressionen kann ein zuviel an alpha vor allem links frontal messbar sein (Quelle Rosenfeld, Davidson). Der schnellere Anteil von alpha 10-12Hz kann mit Ängsten und Angstzuständen zusammenhängen.
Im Neurofeedback wir alpha nochmals in alpha1 8-10Hertz und alpha2 10-12 Hertz gemessen.
niedriges Beta 12-15 Hertz
lobeta auch sensomotorischer Rythmus SMR Amplitude 10-20Mikrovolt
Lobeta zeigt sich durch einen relaxten fokussierten, aufmerksamen, nach aussen hin orintierten Zustand. Ist am höchsten messbar wenn der Körper in Ruhe ist, nimmt bei Bewegung sofort ab. Es wird mit Reflektieren vor der Handlung und mit ruhiger Konzentration in Verbindung gebracht. Von dieser Frequenz aus kann das Gehirn, wenn erforderlich, flexibel in höhere Frequenzen schalten in mittleres Beta, hibeta oder auch Alpha- oder Thetaaktivität wechseln. Bei ADS kann durch das Vorhandensein von zuviel langsamfrequenten Wellen im Wachzustand diese Flexibilität gestört sein.
mittleres Beta
midbeta 15-20 Hertz
Mittleres Beta spiegelt einen subjektiven Zustand wieder. Erhöhter Fokus. Erhöhte mentale Aktivität und wacher aktiver Verstand und Körper. Agitation. Zuviel beta 2 z.B. rechts frontal kann mit vermehrter Aggression und mangelnder Impulskontrolle in Verbindung gebracht werden. Links frontal eher mit positiven Gedanken und Kraft für positive Energie. Wenn mittleres Beta dauerhaft erhöht ist kann es mit verkürzter Aufmerksamkeit, vermehrtem Grübeln, Angststörungen, Zwangsstörungen und Schlafstörungen in Verbindung gebracht werden.
hohes Beta 20-35 Hertz
hibeta 20-35 HZ
Hohes Beta bedeutet sehr starkter Fokus, sehr wach, agitiert und unruhig. Hibeta braucht man bei Aufgaben die eine starke mentale Aktivierung erfordern wie z.B. bei Mathematik oder Planungsaufgaben und entspricht einer erhöhten kognitiven Arbeit des Gehirns. Eine kurzzeitige Aktivierung von hibeta ist auch z.B. beim Schießsport im Moment der Schussabgabe zu messen. Dauerhafte Aktivierung von hibeta ist oftmals und eher als Kompensation bei zu niedrigfrequenten Wellen in frontalen Hirnarealen zu sehen. Die langsamen Wellen bremsen Denkprozesse und es muss viel hibeta produziert werden um diese Bremse zu überwinden (ADS, ADHS)
Zuviel hibeta kann mit Hyper Wachheit nach Traumata, belastender und überfordernder Dysstress, vermehrtes Grübeln, Schlafstörungen, Migräne, verhaften in Gedanken und Zwangsstörungen zu tun haben.
Gamma Hirnwellen
gamma 40 Hertz
Die Gamma Frequenz ist eine relevante Frequenz, da sie sowohl bei extrem hoher Konzentration (z.b. bei Flow-Erlebnissen) auftritt, aber auch z.b. bei Mönchen mit langjähriger Meditationspraxis hervortritt erklärt das IFEN Institut in diesem Artikel.
Man geht davon aus, dass Gamma-Wellen mit ca. 40 HZ dann auftreten können, wenn das Gehirn Umstrukturierungsmaßnahmen vornimmt, neues Wissen integriert und weite Teile seiner Areale miteinander synchronisiert.
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